Hier bei den Anekdoten finden sich liebenswerte kleine und auch große Geschichten,
die sich in Armstedt erzählt werden.

Viel Spaß beim Stöbern!

Die Flurnamen meines Heimatdorfes

Abschrift -Verfasser bekannt-

Es ist Sonntag, ein herrlicher Sonnentag im Hochsommer. Nach dem Frühstück tritt mein Großvater an mich heran und fragt, ob ich mit ihm einen Spaziergang durch die Feldmark Armstedts machen wolle. Ich willige ein, denn dieser Spaziergang kommt mir sehr gelegen, da mein Opa bestimmt viel über die Flurnamen zu berichten weiß. So machen wir uns auf den Weg.

Kaum haben wir den Hof verlassen, da weiß mein Großvater schon etwas über den Weg, der an unserem Haus vorbeiführt, zu erzählen. „Dieser Weg ist früher einmal die Dorfstraße gewesen“, beginnt er. „Siehst du dort die Kurve, die der Weg beschreibt? Man könnte fast annehmen, dass es der Ellenbogen eines Armes wäre. So hat man der Siedlung, die damals an dieser Stelle lag, den Namen Armstedt gegeben. (Anm. der Abschrifterstellung: es gibt auch eine andere Version der Namensfindung) Hier wurden früher auch die Ochsen von Dänemark nach Hamburg getrieben.“ „Davon habe ich schon gehört, es ist das erste Geschichtliche, was ich in der Schule lernte“, fügte ich hinzu.

So marschierten wir diesem Weg folgend, durch den sonnigen Tag. Links und rechts von uns erhoben sich die grünen Flächen der „Huuskoppeln“ (Hauskoppeln). Nach einiger Zeit erreichen wir einen kleinen Höhenzug, der die „Lieth“ genannt wird.

„Am Berghang“, so erklärt Opa mir, „werden die Äcker Bergkoppeln genannt.“ Nachdem wir die Bergkoppeln, so heißen sie im Hochdeutschen, überquert haben, versperrt uns das Wasser der Au den Weg. „Hier ist der Schatfurt“, beginnt mein Großvater. „Früher führte eine Schaffurt durch den Bach, durch den die Schafe getrieben wurden. Heute erleichtert eine Brücke, wie hier zu sehen ist, das Überqueren der Au. Nebenan liegen die Felder, die Vossberg genannt werden. Hier sollen früher einmal groß angelegte Fuchsbauten vorgekommen sein. Lass uns über die Äcker weiter gehen. Dann werden wir bald auf den Weg nach dem Hameln stoßen“, schlägt Opa am Schluss seiner Erzählung vor. Ich befolge den Vorschlag, und bald sind wir bei den Feldern des Hekamps angelangt.

Hierzu meint mein Großvater: „Viele Flurnamen enden mit „–kamp“. „Kamp“ ist eine alte Bezeichnung für Acker und Feld. So gibt es noch mehrere Flurnamen in unserem Dorf, die mit „–kamp“ enden. Als die Felder vermessen wurden, hat man die schon vermessenen Ackerflächen mit Buchstaben bezeichnet. Diesen „Kamp“ bezeichnete man mit „H“.“

Weiter geht die Wanderung. Wieder müssen wir die Au überqueren. Wir müssen mit einer Behelfsbrücke vorliebnehmen, da die alte Brücke der Begradigung der Au zum Opfer fiel.

„Diese alte Brücke, von der wir noch die Reste sehen können, hat einen historischen Hintergrund“, beginnt mein Großvater wieder zu erzählen. „Sie wurde 1916 von russischen Kriegsgefangenen gebaut und hat sich bis auf den heutigen Tag bewährt. Den Namen bekam sie nach den umliegenden Feldern. Es ist die Hamelnbrücke. Hameln, so heißen die umliegenden Felder, ist Schafherde gleichzusetzen. Früher wuchs hier viel Heide. So war es ein idealer Weideplatz für Schafe. Nicht weit von hier verläuft die Grenze zwischen Armstedt und Wiemersdorf. Es ist das letzte Stücke Heide, das dort heute noch vorkommt. Früher wurde sich viel um den Verbandsplatz, so heißt das Stück Heide, gestritten. Die unsrigen Jäger wollten das Jagdrecht dieses Landstückes haben. Die Wiemersdorfer Jäger behaupteten, dass dieses Stück Land zu Wiemersdorf gehöre. Schließlich wurde man sich doch einig, und der Verbandsplatz wurde den Armstedtern zugesprochen.“

Immer weiter geht die Wanderung. Hier und da flieht ein Hase vor uns, Fasanen fliegen davon, und eine Krähe schaut neugierig von einem hohen Baum herunter. Die Sonne steht schon ziemlich hoch am Himmel. Schließlich erreichen wir einen kleinen Wald, der uns reichlich Schatten vor der stechenden Sonne spendet.

„Welchen Namen trägt denn die Wiese, die uns hier zu Füßen liegt?“ frage ich. „Was, das weißt du nicht als Armstedter Junge?“ Schimpft Opa. „Ich kann ja auch mal einen vergessen“, entschuldige ich mich. „Na gut“, meint Opa, „Dann muss ich ihn dir eben sagen. Diese Wiese trägt den Namen Dungeshorst. Ursprünglich hieß es Dunkhorst. Mit „Dunk“ wurde früher eine Wasserpflanze bezeichnet, die heute den Namen Wasserschierling trägt. Da dieses Feld am kleinen Bach liegt und im Bach sehr viel Wasserschierling wächst, wie man sieht, trägt diese Wiese ihren Namen zurecht. Diesen Wald nennen wir, wie du weißt, Hainholt. Er besteht zum größten Teil aus Hainbuchen. Früher waren es noch mehr. Da die Hainbuchen in Schleswig-Holstein sehr selten vorkommen, hat man diesen Wald als Hainwald bezeichnet. Wir sagen zu Wald Holt. So ist aus Hainwald Hainholt geworden.

Aber nun wird es Zeit, dass wir uns nach Haus begeben, denn es ist schon kurz nach zwölf. Wir gehen durch diesen Wald. Dann werden wir auf die Bultwiese stoßen, und von dieser wird es dann ja nicht mehr weit nach Hause sein. Kurz will ich noch etwas über die Bultwiese sagen. Hier hat man mit Vorliebe Bülte gestochen. Unter Bülte versteht man Grassoden. Man brauchte früher diese, um hohe Wälle gegen heranstürmenden Wenden bauen zu können. In unserer Nähe waren damals zwei Fliehburgen, nämlich die Valdera-Burg und die Willenscharener Burg. Aus der Valdera-Burg ist das heutige Neumünster hervorgegangen. Wenn wir die Bultwiese hinter uns gebracht haben, liegen nur die Felder des O-Schlages vor uns. Diese Weiden wurden bei der Vermessung mit dem Buchstaben O bezeichnet. Schlag ist eine alte Bezeichnung für ein Stück Land.“

So verfielen wir in Eilschritt, denn der Hunger machte sich auch schon bemerkbar. Gleich nach dem Mittagessen wollten wir uns wieder auf den Weg machen. Kurz wurde noch zu Hause berichtet, was wir Neues in der Feldmark entdeckt hatten, und dann ging es, frisch gestärkt, wieder los.

Wir verließen das Dorf auf der Ostseite. Diesen Teil des Dorfes nennen wir Kloster. Die anliegenden Wiesen heißen, nach dem Ortsteil benannt Klosterwiesen.

„Du, sag mal, wie ist es eigentlich zu dem Namen Kloster gekommen?“ frage ich Großvater. „Man könnte meinen, dass früher einmal ein Kloster in Armstest gestanden hätte. Diese Vermutung trifft aber nicht zu. Früher gehörte dieser Teil des Dorfes und die umliegenden Gebiete zu dem Kloster in Itzehoe.“ „Also hat der Bauer Vock einmal zum Kloster Itzehoe gehört?“ werfe ich ein. „Stimmt“, sagt Opa und fährt fort: „Die Wiese, die dem Haus dort gegenüberliegt, hat noch einen besonderen Namen bekommen. Da hier sehr viel Siek wächst, hat sie den Namen Siekwiese erhalten. Siek ist ein hartes Gras, das nicht so viel Nährstoffe enthält wie andere Gräser.“

Wir nehmen gleich den ersten besten Weg, der uns aus dem Dorf führt. Nach einiger Zeit erreichen wir den Diekpol. Es ist ein Teich, der von einer Quelle genährt wird. An den Ufern ist er dicht mit Schilf bewachsen, so dass wir allerlei Getier aufscheuchen, als wir näher herantreten. Das Wasser ist sehr klar, dass wir das Tummeln der Fische erkennen können. Nach langem Schweigen erklärt mein Großvater mir, dass auf der anderen Seite des Teiches, die Felder den Namen Diekhornskamp tragen. Sie wurden nach diesem Teich benannt.

An einer Wegabzweigung angekommen, wissen wir nicht, welchem Weg wir folgen sollen. „Gehen wir geradeaus, so kommen wir wieder zum Dungeshorst. Ich glaube, dass es sich mehr lohnen würde, wenn wir hier rechts abbiegen, da am Ende des geradeausführenden Weges nur noch ein Feld liegt, dass ich noch nicht genannt habe und bei dem wir noch nicht waren. Wegen dieses Feldes wird es sich nicht lohnen, diesen Weg zu nehmen. Das Feld heißt Beverlohe. Früher wurde es Beberlohe genannt. In Beberlohe steckt das Verb „bebern“. Lohe ist ein Feld, das von Büschen eingerahmt wird oder mit kleinen Flächen von Sträuchern durchwachsen ist. Dieses Feld war früher einmal sehr sumpfig. Es beberte, wenn es betreten wurde. Heute ist der Sumpf gänzlich verschwunden.

Diese Koppel dort, die an beiden wegen angrenzt, heißt Moorkoppel. Koppel sagt man zu jeder von Knicks umgebenen Ackerfläche. Um diese Koppeln zu unterscheiden, hat man sie mit Namen bezeichnet. Diese Namen besagen zum größten Teil, wie der Acker beschaffen ist oder sagen aus, wie es früher einmal in der Gegend ausgesehen hat. Wahrscheinlich wird sich an dieser Stelle ein großes Moor erstreckt haben. Man kann es sogar mit Gewissheit sagen, denn die schwarze Erde dieses Ackers beweist, dass es einmal so gewesen sein muss, wie ich eben sagte.

„Jetzt haben wir uns aber lange genug bei diesem Acker aufgehalten. Nun wollen wir sehen, was die anderen Flurnamen noch in sich verbergen“, meint Opa zum Schluss seiner Erzählung.

Wir gehen nun einen Weg, der sich mit vielen Kurven um die Äcker schlingt. Links und rechts zieren bewaldete Knicks den Weg.

„Liegen rechts von uns die Felder des Diekhornskamp noch?“ frage ich. „Die Felder des Diekhornskamp erstrecken sich bis zum Ende dieses Weges, allerdings nur auf der rechten Seite“, bekomme ich zur Antwort. „Auf der linken Seite folgen der Moorkoppel die Benhornswiese und Benraden. Hier ist die Vorsilbe „–ben“ ein verstümmelter Personenname, der Boye lautet. Es ist der letzte Klosterjäger gewesen. Richtig müssten diese Flurnamen Boyen-Horns-Wiese und Boyen-Rade tragen. Das erste Feld, das ich nannte, gehörte Boye und Horns gemeinsam, das zweite wurde von Boye gerodet. Der Klosterjäger Boye ist im täglichen Leben meist Böge genannt worden. So sind die Flurnamen Bögen-Rade und Bögen-Kohlhof, die an die oben genannten Felder anschließen, auch leicht zu erklären. Beide Felder gehörten Böge, also dem Klosterjäger. Hieran schließen der Hästen und die Auwiesen. Hästen ist eine Verstümmelung von Horstenwald. Hier war früher ein großer Wald, in dem viele Vögel ihre Horste hatten. Zu dem Flurnamen Auwiesch brauche ich wohl nichts zu erzählen, da der Name schon alles besagt.“

Am Ende des Weges stoßen wir auf die Grotkoppel. Bei diesem Namen brauche ich meinen Großvater nicht zu fragen. Überträgt man ihn ins Hochdeutsche, so weiß man, wie die Beschaffenheit des Ackers ist. Wir überqueren nun die Grotkoppel, um auf die neue Straße zu gelangen, die Wiemersdorf mit Armstedt verbindet. Vor zwei Jahren war diese Straße ein sandiger Feldweg. Wir treffen auf die Straße, wo eine Brücke das Überqueren der Fuhlenbek ermöglicht. Wir beugen uns über das Geländer und sehen dem Wasser zu.

„Vor uns liegt der Fuhlenbekskamp, der nach diesem Bach den Namen erhalten hat“, fängt Opa wieder an zu erzählen. „Ich werde nun gleich auch etwas über die anderen Flurnamen sagen, die die Felder zur linken sowie zur rechten Seite der Straße tragen. Ich beginne mit der linken Seite. Das erste Feld von uns aus gesehen, trägt den Namen Fahrenkrog. Die Bezeichnung „Krog“ stammt aus dem Mittelalter. Nur eine aus dem Innern kommende Straße durchstieß die Stadtmauer. In dem Winkel zwischen Straße und Stadtmauer lag meistens ein Wirtshaus. Wirtshaus und Ecke nannte man Krog. Später wurde die Bezeichnung auf alle Wirtshäuser angewandt. Heute wird auch noch vereinzelt Krog zu den Wirtshäusern gesagt. Auch Winkel und Ecken in der Natur nannte man Krog. Der Fahrenkrog liegt zwischen diesem Bach und dieser Straße. Fahren deutet auf Farn hin. Darauf folgt das Feld, das Riepen genannt wird. Dieses Feld wurde mit einem Strick ausgemessen. „Reep“ ist ein plattdeutscher Begriff und würde ins Hochdeutsche übertragen, Strick lauten. Hiernach folgen die Rebenkoppeln. Der Ausdruck „Reben“ bedeutet, dass der Acker, der diesen Namen trägt, mit Büschen durchwachsen ist. Das Gebüsch bestand hauptsächlich aus Eichen. Im Frühjahr wurden die Eichen gefällt, die Rinde vom Stamm gelöst, dann geklopft und schließlich die getrocknete Rinde zu den Gerbereien geschickt. Dies war eine mühselige Arbeit, was du dir vorstellen kannst. Der Acker wurde also nur genutzt, indem man Eichen anpflanzte, um die Rinde zu gewinnen. Heute ist der Acker gerodet und man findet nur noch auf den Knicks Eichen. Dann folgen die Lohkoppeln. Was der Ausdruck „Loh“ besagt, habe ich schon bei dem Flurnamen Beverlohe erzählt. Die Lohkoppeln sind noch in Hunloh und Heidloh aufgegliedert, wobei Heidloh besagt, dass früher auf diesem Feld viel Heide wuchs. Am Ende der Straße liegt dann noch der Wedderrehm.

Das wäre die linke Seite und nun will ich die Flurnamen der rechten nennen. Es beginnt mit dem Deefhof. Eine historische Bedeutung steckt hinter dem Flurnamen. Übersetzen wir den Namen ins Hochdeutsche, so kommen wir zu Diebeshof. Hier wurden Verbrecher abgeurteilt und hingerichtet. Es handelte sich um Ringgerichte. Auf diesem Feld befand sich eine kleine Anhöhe, die so sehr mit Steinen durchsetzt war, so dass das Pflügen unmöglich war. Vor dem ersten Weltkrieg hat man die Steine abgefahren. Viele Fuhren wurden aus der Anhöhe herausgeholt. In der Mitte wurden eine Anzahl verkohlter Knochen gefunden. Seitdem man diese Knochen fand, kam man zu einer anderen Deutung. Man nahm an, dass hier die jährlichen Kirchfestspiele stattgefunden haben, was man auch sehr bald bestätigen konnte. Nach den neuesten Funden weiß man, dass dem Dorf eine weitaus höhere Bedeutung zukommt.

Der Diebeshof ist die Kultstätte unserer Vorfahren gewesen. Heute ist auf dem Feld nichts mehr davon zu sehen. Nebenbei gesagt: auf diesem Feld liegt der höchste Punkt Armstedts.

Dann folgt der Wensbek (Anm.: Konnte ich nicht lesen). Hierüber kann ich nichts erzählen. Hieran schließen die Felder der Kieskoppeln. Die Beschaffenheit des Ackers spiegelt sich in diesem Flurnamen wider. So dieses wären die Flurnamen, die zu beiden Seiten der Straße liegen. Aber nun wird es Zeit, dass wir weiter kommen, sonst kommen wir heute nicht durch die Feldmark Armstedts“, schließt Großvater seine Erzählung.

Wir streichen nun an den Feldern vorüber, von denen mein Großvater eben sprach. Nach etwa einer halben Stunde erreichen wir die Hauptstraße. Wir wenden uns südlich (des Dorfes) also in Richtung Bad Bramstedt. Einige Autos begegnen uns.

Rechts von uns liegen die Felder des Zwischenwegen. Eigentlich müssten sie Zwischen-Den-Wegen heißen, da sie zwischen zwei Wegen liegen. Hierauf folgen die Äcker des Akamps. Diese Felder wurden bei der Vermessung mit dem Buchstaben A bezeichnet. Der Flurname hat sich bis zum heutigen Tag erhalten.

„Das erste Feld auf der rechten Seite dieser Straße nennen wir Dweerkoppel“, beginnt mein Großvater seine Erzählung. „Die Koppel verläuft senkrecht zur Straße. So ist es zu verstehen, dass man dieser Koppel den Namen Dweerkoppel gegeben hat (Quer = Dweer). Hierauf folgt der Dornwrieth. Es ist ein Feld, das durch einen starken Weißdorn begrenzt ist. Die Sage berichtet: Wenn die Elster ihr Nest niedrig baut oder der Dorn vergeht, bricht ein großer Krieg aus. Merkwürdigerweise brach der erste Weltkrieg aus, nachdem der Dorn zugrunde gegangen war. Heute steht wieder ein großer Dorn am Rande des Feldes. Die Felder des Mossbek sind die darauffolgenden Koppeln. Wir stehen gerade davor.“

Nachdem wir noch hundert Meter zurückgelegt haben, gibt uns ein kleiner Stein an, dass wir uns an der Grenze Fuhlendorfs und Armstedts befinden. Um in der Feldmark Armstedts zu bleiben, wenden wir uns nach rechts. Nachdem wir den Akamp überquert haben, stoßen wir auf den Spitzkamp. „Zerlegt man den Namen, so würde man zu „Spitzen Kamp“ kommen. Dieses Feld läuft in einem spitzen Winkel zwischen der Nachbargemeinde und dem Akamp aus“, fährt Großvater fort. „Auch die drei Felder auf der rechten Seite werden so genannt. Links folgt der Cekamp dem Spitzkamp. Dieses Feld wurde bei der Vermessung mit C bezeichnet, genauso wie Hekamp mit dem Buchstaben H und Akamp mit A bezeichnet wurden. Das sind auch alle Flurnamen, die mit Buchstaben bezeichnet wurden. Das Feld Seheis oder Seheisch, man kann beides sagen, das auf den Cekamp folgt, kann man nur deuten, wenn der Name zerlegt wird. „Se“ ist eine Buchstabenverstümmelung. Heisch oder Heis nannte man früher ein Feld, das mit Büschen bewachsen war. Auf der rechten Seite folgen dem Spitzkamp die langen Stücken.“

Wieder gelangen wir an eine Wegegabelung. Wir müssen uns fragen, wie es weitergehen soll. Mein Großvater meint, dass wir geradeaus weitergehen sollen, denn an dem abbiegenden Weg liegen nur ein paar Felder.

„Ich will sie dir schnell sagen und einige Erklärungen dazu“, beginnt mein Großvater zu erzählen. „Das erste Feld heißt Scharpenhorn. Es ist ein Feld, das in einem spitzen Winkel ausläuft. So wird es auch zu dieser Namensgebung gekommen sein, da „scharp“ „spitz“ und „Horn“ „Winkel“ bedeutet. Hierauf folgt der Glindhörn. „Glind“ ist eine alte Bezeichnung für Grenze und „Horn“ ist auch ein Weg, der im Feld ausläuft. Das wären die Koppeln, die an dem Weg liegen.“

Wir folgen nun dem geradeaus führenden Weg. Rechts liegen immer noch die Felder des Langenstücken, links die des Scharpenhorn. Nachdem wir schnell vorangekommen sind, erreichen wir den Hafkorn. Ihm gegenüber liegen die Schoolkoppeln.

„Das ist eine lange Geschichte“, beginnt mein Opa seine Erzählung. „Diese Koppeln haben diesen Namen erhalten, weil sie der Schule gehörten. Nun könnte man meinen, dass sich der Lehrer der Schule nebenbei als Landwirt betätigt. Vor fünfzig Jahren war das der Fall. Damals hatte der Lehrer eigene Kühe, die er auf diesen Koppeln grasen ließ. Heute haben Bauern das Land gepachtet. Das Pachtgeld geht jedoch nicht an den Lehrer, sondern die Gemeinde Armstedt nimmt das Geld ein.“ „Demnach müsste der Lehrer früher mehr verdient haben, da er das Geld als Beamter und dann noch die Gelder, die die Landwirtschaft abwarf, bekam“, warf ich ein. „Das trifft nicht zu“, fährt mein Großvater fort. „Damals bekam der Lehrer nur ein geringes Gehalt, von dem er sich und seine Familie nicht ernähren konnte. So musste er sich nebenbei als Landwirt betätigen, um leben zu können. Auch das Moor, das neben den Koppeln liegt, gehörte der Schule. So wurde es Schoolmoor benannt.“

Um wieder auf die Hauptstraße zu gelangen, müssen wir eine Anzahl von Koppeln überqueren. Die Sonne hat sich schon ziemlich weit dem Horizont genähert. Ein Blick auf die Uhr sagt uns, dass es viertel vor sieben ist. So verfallen wir in einen schnelleren Schritt und erreichen bald die Hauptstraße, allerdings nördlich des Dorfes.

„So, nun will ich dir die letzten Flurnamen nennen und die einzelnen Felder ein wenig beschreiben.“, beginnt mein Großvater seine letzte Erzählung. „Wir sind über den Holmbrock gekommen. Holmbrock war früher ein sumpfiger Wald. „Holm“ deutet auf Wald hin und „Brock“ auf Sumpf. Vor unseren Füßen liegt der Höpen. „Höpen“ ist ein typisch plattdeutsches Wort. Die hochdeutsche Bezeichnung würde „Haufen“ lauten. Dieses Feld liegt auf einer Anhöhe des Geländes. Aus der Ferne würde es einem großen Maulwurfshaufen gleichsehen. Der Koppel gegenüber liegt der Mosshorn. Auf der linken Seite der Straße, dem Mosshorn folgend, liegen die Felder des Sommerkornlandes. Hier baute man mit Vorliebe Sommerkorn an. Heute ist dieses Land auch als Hauptstandort des Sommerkorns bekannt. Dann folgen auf der gegenüberliegenden Seite die Felder der Wolfskuhle. Bei diesem Flurnamen erzählt man folgende Sage: Auf diesem Felde hatte man eine Fallgrube zum Fangen der Wölfe angelegt. Es wird weitererzählt, dass einmal ein Musikant, der in Brokstedt wohnhaft war, in Armstedt zum Tanz aufgespielt hatte. Auf dem nächtlichen Heimweg verirrte sich der Mann. Er hatte wohl auch ein bisschen zu tief ins „Glas“ geschaut, denn plötzlich stolperte er und fiel in die Grube. Vorher hatte sich ein Wolf in der Grube gefangen. Kurz entschlossen holte der Musikant seine Geige aus der Tasche und begann zu spielen. Natürlich wollte er sich von dem eigentümlichen Bewohner kein Trinkgeld geben lasse. Der Wolf hatte jedoch Verständnis für einen Künstler. Er drehte den Kopf etwas und spitzte die Ohren, um der Musik zu lauschen. Am nächsten Morgen fanden die Armstedter das seltsame Paar. Der Musiker spielte noch immer auf seiner Geige, allerdings auf der letzten Saite. Der Musiker wurde gerettet und der Wolf getötet. Nach dieser Geschichte ist das Feld benannt. Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass die Sage erst später von den Leuten in Bezug auf den Flurnamen erzählt wurde.

Hinter diesen Koppeln folgen dann schon die Hauskoppeln.

An der Nordseite des Dorfes heißt noch ein Feld Würen. Früher waren es mehrere Felder. Heute stehen Häuser auf den früheren Feldern. Sie gehörten dem Namen „Wühren“ nach zur Allmende und waren Dorfbesitz. Sie dienten einerseits als Versammlungsplatz der Dorfbewohner, andererseits als Spielplatz der Jugend. Sie waren auch der Weideplatz für die Ziegen der Insten und für die Gänse des ganzen Dorfes.

Ich hoffe, dass du jetzt ein wenig mehr über die Flurnamen Armstedts weißt“, endet Großvater.

Nach kurzer Zeit erreichen wir das Dorf. Wir gehen die Dorfstraße entlang, an der Schule vorbei, am Denkmal und am Dorfteich. Schließlich kommen wir müde und abgespannt nach Hause.

Jahresarbeit aus dem Jahr: ca. 1960

#bombennacht

De Bombennacht vun 20. April 1945
(Upschreben 1949 vun Otto Schümann) – Auszug

Denkt ji noch mal an de Bombennacht?
Hört ji noch den groden Krach?
Dat weer vun ningteinsten op den twindigsten April,
de Mond schien hell, de wind weer still;
half een schlög bi uns de stubenuhr,
dor keemen se an in eene Tour
de Bombenfleegers hoch an Haben
un bröchen uns ehrn isern Segen.
Uns Vadderland kreeg gar deepe Wunnen
Un för uns weern’t ok ganz schwore Stunnen.

Doch nu man rut ut Bett un angetrocken,
een jeder weer verdammt gau in de Socken
un nehm den Koffer, Tüch un gode Saken,
dat müssen wi jo jede Nacht bald maken.
Un as’t voröber weer, dor keemen se all ganz munter
Wedder rut ut ehren Luftschutzbunker.
Een eenzeln Fleger flöch man bloß noch hier ümher,
doch dorüm wöllt wi nu nich opblieben mehr.
Ick leeg nu jüst wedder in dat Bett
Un har grad miene Been utstreckt,
dar keem ganz sied een Fleger angebrust.
Ick denk, de flüch di wull an’t Hus.

Noch nich to End harr ick ganz dacht,
wumms, dor geef dat een verdammten Krach.
Dat ganze Hus weer glieks an brüll’n un schriegen,
twei weern all de Dörn un Schiben.
Min Tüch weer allns ut’nanner flogen,
de Koffer harr sick vör de Schlapstubendör schoben.
De Fro sprüng ut Bett mit Hast,
Splitters in de Fööt kreeg se vun’t Glas,
un röpt: „O Gott, uns Hus, dat brennt!“
De lütt Deern bi de Hand stünn ik in’t Hemd
Un in een Bruchdeel von Sekunnen
Harr ik min Büx ok all funnen
Un loop in Stall un Hof un Gorn,
op schnellsten Wich müß ik nu doch erfohrn,
ob dat Hus ok wirklich brennen dee,
doch allns weer Bombenstoff wat ik see.
Aber, wie seh uns Hus un Schuppen ut?
Köh un Schwien kieken ut de Luk herut.
Indrückt weern bi uns all de Wann,
vun Vadders Hus weern rünner alle Pann.

Nober Hein harr ok sin Deel dor af vun kreegen,
jüst harr he ok in’t Bett all wedder legen.
Dor keem een Bombensplitter direkt bet an sin Bett
Un hett em forsch ut’n Dusel opweckt.
Hein un Gret hebbt banni sik verfehrt.
Minsch, wat is denn hier nu bloß passeert?
Oha, dat ganze Wellblech weer verbogen
Un Stänners un Balken weern verschoben.
De Bombensplitters hebbt wi gorni tellt,
so ungefähr hebbt wi se uns deelt.
Dat halbe Dörp harr nu ok noch dat Vergnögen,
dat se all mol neete Fensterschieben kregen.
Doch vörderst weer dat Glas noch banni knapp
Un herholen müssen Brä un Papp-.

#kuehe

SERIE: IN ARMSTEDT GIBT ES MEHR KÜHE ALS EINWOHNER
Seit 1661 sind die Fischers Bauern 

Hamburger Abendblatt NORDERSTEDT (http://www.abendblatt.de/)
VON WOLFGANG KLIETZ 27. Februar 2008, 00:00 Uhr

Seit die Meierei wieder 35 Cent pro Liter Milch bezahlt, sieht die Landwirtsfamilie wieder zuversichtlich in die Zukunft.

ARMSTEDT. Der Name Fischer will nicht so recht zur Familientradition passen. So lange die Archive zurückreichen, suchten die Fischers aus dem 400-Einwohner-Dorf Armstedt auf der eigenen Scholle ihr Glück – nicht auf dem Wasser. Sie waren seit Jahrhunderten Bauern und sind es heute noch – mit Leib und Seele, 80 Kühen, Schäferhund und Katze.

Bis ins Jahr 1661 reicht die Geschichte der Fischers in Armstedt zurück. In den Unterlagen des Kirchspiels Bramstedt ist nachzulesen, dass Klaus Fischer Anna Hardebeken heiratete und mit ihr sechs Kinder in die Welt setzte. Doch von damals ist der Familie außer dem Hang zu Ackerbau und Viehzucht nichts geblieben: 1951 brannte der Hof samt sämtlicher historischer Überbleibsel nach einem Blitzeinschlag ab. Bauern blieben sie trotzdem, und platt wird auf dem 17 Hektar großen Hof in der äußersten nordwestlichen Ecke des Kreises Segeberg auch noch geschnackt.

Das Leben von Bauer Frank Fischer und seiner Frau Kerstin, Altbauer Hermann Fischer und seiner Frau Karin verläuft nach einem festen Rhythmus, den die Kühe bestimmen: Um 5 Uhr wird gemolken, und um 17 Uhr wird gemolken. 365 Tage im Jahr geht das so. Auch wenn der Bauer krank wird, müssen die Euter an die Maschine. „Über eine Grippe dürfen sie hier nur lachen“, sagt Altbauer Hermann Fischer, der mit seinem Sohn neben der Milchwirtschaft Mais, Wintergerste, Weizen und Raps anbaut.

Klagen will die Familie nicht. Von ihrem Betrieb können sie „anständig“ leben. Danach sah es vor wenigen Jahren allerdings nicht aus, die Milchpreise fielen immer tiefer. Besonders schlimm war es während der BSE-Krise im Jahr 2000. „Da mussten wir alle zusammenhalten“, sagt Fischer.

Noch im Januar 2007 gab es nur 25,5 Cent für den Liter. Jetzt zahlt die Meierei in Breitenburg bei Itzehoe 35 Cent. Dort wird hauptsächlich Käse hergestellt. „Der Markt dafür boomt“, freuen sich die Fischers, die endlich längst fällige Investitionen in Angriff nehmen können. Der 30 Jahre alter Traktor muss ersetzt werden, neue Maschinen braucht der Bauer auch.

Ohne Technik läuft auf einem Bauernhof heute nichts mehr. Beim Füttern hilft der Computer, in dem genau registriert ist, welches Tier wie viel Futter enthält. Dennoch geht es im Stall familiär zu: Hermann Fischer (61) und Sohn Frank (37) kennen jede Kuh mit Namen.

100 Jahre kann er den Bestand zurückverfolgen und in den Büchern ablesen, wie sich die „Leistung“ verändert hat. Dabei geht es um die Milch, die eine Kuh durchschnittlich pro Jahr gibt. In den 20er-Jahren lag die Leistung bei 2000 Litern. 5200 Liter waren es 1975. Jetzt sind es 9500 Liter. Eine gezielte Zucht, die optimierte Fütterung und ein moderner Stall haben für die Steigerung gesorgt. „Wir ernähren hier Spitzensportler“, sagt Frank Fischer.

Zum modernen Leben auf dem Lande gehören auch immer Menschen aus der Stadt, die sich auf dem Dorf niederlassen und nicht immer mit den bäuerlichen Gepflogenheiten vertraut sind. In Armstedt gibt es mehr Kühe als Einwohner und damit auch viele Fliegen. Die Beschwerden darüber hat Altbauer Fischer schon öfter gehört. Auch die Polizei wurde in der Nachbarschaft schon in Marsch gesetzt, weil angeblich brüllende Kühe die Neubürger um ihren Schlaf brachten.

Fischer hat dafür nur ein Lächeln übrig. In knapp 350 Jahren haben die Fischers schon ganz andere Probleme bewältigt. Eine Prognose über die Zukunft des Traditionshof mit der langen Geschichte wagt Hermann Fischer trotzdem nicht.

#streik

Streik oder Straße

Bericht in der Bildzeitung von Sonnabend, dem 22. November 1952

(Titelseite mit Bildern des Bürgermeisters und eines Straßenschildes)

Zwölf mittelholsteinische Gemeinden mit zusammen 14.000 Einwohnern haben der Regierung in Kiel den Fehdehandschuh hingeworfen und Steuerstreik angekündigt. Man hatte ihnen den Neubau ihrer Hauptstraße versprochen, die Verkehrsschlagader der zwölf Gemeinden zwischen Bad Bramstedt, Armstedt und Brokstedt.
Aber der Termin für den Beginn der Bauarbeiten ist verstrichen und nichts geschehen. Darauf gerieten die Gemeindevertreter in Harnisch. Sie erklärten: “Entweder hält die Regierung ihr Wort und baut die Straße oder wir zahlen keine Umsatz- und Einkommensteuer mehr! Wir haben keine Lust mehr zuzusehen, wie unsere für teures Geld gekauften Wagen in Trümmer gehen!“ Zum Sprecher der zwölf Dörfer hat sich der junge Bürgermeister Otto Schümann aus Armstedt bei Bad Bramstedt gemacht, 45 Jahre, mit einem harten, unbeugsamen Schädel. BILD erklärt er: „Wenn die Regierung sich nicht binnen kurzem positiv zum Wegebau äußert, dann werden wir passive Resistenz übern! Wir werden unsere gesamten Umsatz- und Einkommensteuern auf das Sperrkonto einer Bank einzahlen. Dann sollen die in Kiel sehen, wie sie weiterkommen!“
Bei den Ministerien in der Landeshauptstadt haben wir Rückfrage gehalten, wie sie den angedrohten Streik beurteilen. Das Verkehrsministerium behauptet, dass die Mittel nicht ausreichen. Dringlichere Objekte würden 1953/54 schon rund 75 Millionen DM schlucken. Das Finanzministerium erklärte BILD: „Steuerstreik können wir uns nicht vorstellen.“ Und das Innenministerium: „Wenn die Gemeinden streiken, setzen wir einen Kommissar ein.“ Es bleibt abzuwarten, wieweit der moderne Michael Kohlhaas, Otto Schümann aus Armstedt, kommt.

Fortsetzung unter: Lange Nase fürs Finanzamt

Das Kuriosum, dass zwölf Gemeinden Schleswig-Holsteins wegen einer nicht gebauten Straße in den Steuerstreik treten wollen, veranlasste BILD, mit dem Wortführer zu sprechen.
Es ist der 45 Jahre alte Otto Schümann aus Armstedt im Kreise Segeberg. Der sonst so ruhige Bauer ist aufgebracht.
„Hier, sehen Sie sich das an. Hier ist das Schriftstück, mit dem uns von der Regierung der Bau unserer Straße fest versprochen worden war. Wir fahren unsere Wagen kaputt. Die Fahrräder bleiben im Schlamm stecken. Bis zu 18 cm tief waren die Schlaglöcher. Und unsere Meinung ist: Die Regierung muß ihr Wort halten.“
Auf der großen Straße, die Bad Bramstedt im Herzen Schleswig-Holsteins mit den Gemeinden Armstedt, Fuhlendorf, Wiemersdorf, Hagen, Hardebek, Hasenkrug, Willenscharen, Sarlhusen, Fitzbek, Rade und Armstedt (eigene Anmerkung: soll Borstel sein) bis nach Kellinghusen verbindet, trafen wir einen Wegebauarbeiter. Aus einer Karre schüttete er mit einer Schaufel Schotter in die Löcher.
Bürgermeister Schümann: „Ja, auf unseren Protest bei der Regierung hat man vor drei Wochen ein paar Arbeiter hingestellt, die die skandalösen Löcher zuschütten sollen. Das ist aber alles dummes Zeug. Was meinen Sie, wenn wir mit unseren Treckern darüberfahren, dann ist in vier Wochen alles wieder beim alten!“
Die 14.000 Einwohner sind sehr aufgebracht. Ab 1. Januar wollen sie nun Handeln. Von da ab werden Umsatz- und Einkommensteuer auf das Sperrkonto einer Bank überwiesen. Das Finanzamt bekommt nichts mehr. Vorausgesetzt, dass sich die Regierung nicht positiv äußert.

Bericht der Segeberger Zeitung vom 30. Oktober 1952

Armstedt droht mit Steuerstreik

Kampf um die Provinzialstraße Nr. 122 auf dem Höhepunkt – Zehn Anliegergemeinden schließen sich der Protestaktion an.
Vergeblich bemühte sich die Gemeinde Armstedt, den Neubau der seit Jahren katastrophal schlechten Provinzialstraße Nr. 122 zu erreichen. Das Dorf fühlt sich verkehrsmäßig von der Welt völlig abgeschnitten und daher wirtschaftlich stark benachteiligt. Der Gemeinderat hat sich jetzt zu einer ungewöhnlichen Protestaktion entschlossen. Die zehn Anliegergemeinden Hasenkrug, Hardebek, Wiemersdorf, Fuhlendorf, Borstel, Brokstedt, Willenscharen, Fitzbek und Rade haben sich mit dem Schritt der Gemeinde Armstedt solidarisch erklärt.
Auf der kürzlich einberufenen Gemeindevertretersitzung stellte Bürgermeister Otto Schümann fest: Es ist der Gemeinde Armstedt bekannt geworden, dass der geplante Straßenbau der Provinzialstraße Bad Bramstedt – Armstedt – Brokstedt – Rade wiederum zurückgestellt worden ist, obwohl von der Landesregierung mit Schreiben vom 23.7.1952 ein Versprechen abgegeben wurde, dass der Bau noch 1952 begonnen werden soll.
Auf Grund dieser Tatsache bevollmächtigte die Gemeindevertretung Armstedt ihren Bürgermeister, bei der Landesregierung entsprechende Schritte zu unternehmen. Es wurde dann ein Protestschreiben des Inhalts aufgesetzt: Seitens der Gemeinde Armstedt und der anliegenden Gemeinden sind seit Jahren diverse Beschwerdeeingaben an die zuständigen Dienststellen gemacht. Es ist eindeutig der katastrophale Zustand der Rendsburger Landstraße dargelegt worden. Die Empörung der Bevölkerung hat nunmehr ihren Höhepunkt erreicht. Wenn der Gemeinde Armstedt von der Landesregierung nicht bis zum 1.12.1952 bindend mitgeteilt wird, dass zu einem bestimmten kurzfristigen Termin mit dem Bau der Straße Nr. 122 begonnen wird, so wird am 1.12.1952 ein Steuerstreik einsetzen. Der Gemeinderat in Armstedt wird ferner seine Funktion ab 1.1.1953 aus Protest nicht mehr ausüben.
Der Bürgermeister und die Gemeindevertreter sind sich darüber einig, dass dieser Beschluß nicht mehr umgestoßen werden kann, zumal auch die zehn Anliegergemeinden, die teils im Kreis Segeberg, teils im Kreis Steinburg liegen, die Protestaktion Armstedts gutheißen.
Weiter wurde in der Sitzung bekanntgemacht, dass der Omnibusbetrieb Prahl, Bad Bramstedt, bereits erwogen hat, die Linie Bad Bramstedt – Rade vollständig einzustellen, wenn die Straße nicht endlich ausgebaut werden sollte, die mit Omnibussen ohne Achs- und Federbrüche nicht mehr zu befahren ist. Darüber hinaus weigert sich das Krankenhaus Bad Bramstedts Wegen der schlechten Straße Kranke von und nach Armstedt zu transportieren. Die Folgen sind unübersehbar, wenn hier in den Straßenverhältnissen keine Änderung eintritt. Die Gemeindevertretung Armstedts wartet nun auf die Entscheidung der Landesregierung, ebenso die zehn Anliegergemeinden.

Ähnliche Berichte in:
Kieler Nachrichten vom 31. Oktober 1952
Lübecker Nachrichten vom gleichen Datum
Schleswig-Holsteinische Volks-Zeitung vom gleichen Datum
Stormarner Nachrichten vom gleichen Datum

Bericht der Segeberger Zeitung vom 17. September 1953

Ein Straßenbauproblem gelöst

Ausbau von zwei Dorfstraßen vom Gemeinderat beschlossen.
Der Gemeinderat, der in Berghofers Gasthof tagte, beschloß einstimmig, die Dorfstraßen auszubauen und sie damit der Provinzialstraße anzupassen. Es handelt sich um die Teilstrecke vom Haus des Bäckermeisters Schumacher bis zum Bauernhof von Kruse am Mühlenberg und um die Teilstrecke von der Schule bis zu Raves Bauernstelle.
Bürgermeister Schümann stellte vor Genugtuung fest, dass der Ausbau der sogenannten „Steuerstreikstraße“, der Provinzialstraße Bad Bramstedt – Armstedt – Brokstedt rüstig fortschreitet. Fertiggestellt bis auf die Bankette und die Straßengräben ist die Teilstrecke Wiemersdorfer Feldweg – Armstedt bis zu der Stelle, an der die Straße in Richtung Brokstedt 4 Prozent Gefälle aufweist. Die „Bergstrecke“ soll zum Schluß ausgebaut werden. Fertig dagegen ist wieder das kurze Teilstück von Kilometerstein 7,2 bis zur Abzweigung nach Hasenkrug. Die Strecke von der Abzweigung bis zum Bahnhof Brokstedt ist zur Zeit noch im Bau. In Armstedt ist am Dorfteich eine große Teerkocherei eingerichtet, so dass die erforderlichen Teermengen von hier aus immer rasch angefahren werden können.
Der Gemeinderat dankte dem Bürgermeister für seinen Bericht und hob hervor, dass es in erster Linie der Initiative des Bürgermeisters zu verdanken sei, dass Armstedt nun endlich befahrbare Straßen bekomme. Da die Provinzialstraße gut ausgebaut werde, wolle man nun auch von der guten Hauptstraße auf guten Dorfstraßen ins Dorf gelangen. Zum Schluß der Sitzung wurde von allen Gemeindevertretern die Hoffnung ausgesprochen, dass die Bürgermeister der Nachbarorte Armstedts Beispiel folgen möchten, damit auch das Reststück der Provinzialstraße Wiemersdorfer Feldweg – Bad Bramstedt recht bald ausgebaut und mit einer Schwarzdecke versehen werden möge.

Bericht der Segeberger Zeitung vom 28. November 1953

„In Armstedt wohnen gute deutsche Bürger …“

Nach heftigen Geburtsschmerzen entstand eine tadellose Straße
„Wir waren in Armstedt als Steuerrebellen verschrien, aber wir sind genau so vernünftige Leute, wie die Menschen in den anderen Dörfern“, erklärte Bürgermeister Otto Schümann gestern Mittag bei der Abnahme des in einer Länge von 3,2 km fertiggestellten Teilstückes der Provinzialstraße Bad Bramstedt – Armstedt  – Brokstedt.
Bevor die von Regierungsoberbaurat Hartmann vom Straßenbauamt Itzehoe geführte Abnahmekommission die Strecke abschritt, wiesen Bürgermeister Otto Schümann und Gemeindevertreter Ernst Martensen den von anderer Seite aufgestellten „Plan“, sie als „Erbauer der Steuerstreikstraße“ zu Ehrenbürgern der Gemeinde Armstedt zu ernennen, mit aller Entschiedenheit von sich. Beide betonten, sie hätten der Gemeinde gegenüber nur ihre selbstverständliche Pflicht getan und sich für den Straßenbau eingesetzt.
Insgesamt sind 16.000 qm Straßenfläche ausgebaut worden. Die Straße hat eine Asphaltmastixdecke bekommen. Dieses Verfahren hat das Straßenbauamt Itzehoe erstmalig angewandt. Die Gesamtkosten für den Bauabschnitt Armstedt – Brokstedt betrugen 310.000 DM. Es sind 3.200 Tagewerke abgeleistet worden. Die Eigenleistung der Gemeinde Armstedt beläuft sich auf 11.000 DM Das Land Schleswig-Holstein hat 250.000 DM übernehmen müssen.
Bei der anschließenden Zusammenkunft in Berghofers Gasthof sagte der Bürgermeister Schümann, die Gemeinde sei dankbar, dass das umstrittene Projekt wenigstens zum Teil verwirklicht worden sei. Da „mitten in der Wurst angefangen“ worden sei, bestünde die Hoffnung, dass auch die beiden Enden bald fertiggestellt würden.
Regierungsoberbaurat Hartmann erklärte: „In diesem Dorf wohnen gute deutsche Bürger. Der Lärm, der gemacht worden ist, hat die Aufmerksamkeit auf eine dreckige Straße gelenkt … Das Werk ist gelungen … Der hohe Landtag muß nun darüber Beschluß fassen, ob der Straßenbau, der so viele Kosten verursacht und so heftige Geburtsschmerzen gemacht hat, im kommenden Jahre weiter geführt werden kann. Die Straßenbauverwaltung in Kiel hat jedenfalls bereits ihren guten Willen dadurch bekundet, dass ein Teil des Steinmaterials schon in diesem Winter nach Willenscharen angefahren wird…“

Weiterer Bericht der Bramstedter Nachrichten vom 30. November 1953

Armstedter „Steuerstreikstraße“ dem Verkehr übergeben

…..Die Straße wurde mit einer Schwarzdecke aus Asphaltmastix bezogen und von 3 _ auf fünf Meter verbreitert.

Bericht der Segeberger Zeitung vom 9. April 1954

Auf Umwegen nach Armstedt

Das Steinmaterial für den Ausbau des Brokstedt-Armstedter Berges im Zuge der Straßenbauarbeiten der Provinzialstraße ist bis zum 1. April angefahren worden. Mit dem Beginn der Bauarbeiten ist noch in diesem Frühling zu rechnen. Wie wir gestern von Bürgermeister Schümann erfuhren, soll der Berg keine Schwarzdecke erhalten wie die übrige Straße, sondern gepflastert werden. Wenn die Brokstedter Kanalisation nicht so viel Geld gekostet hätte, wäre diese Teilstrecke der Provinzialstraße bereits im vorigen Jahre fertiggestellt worden. Noch in diesem Sommer soll das Teilstück Brokstedt – Willenscharen in Angriff genommen werden. Es bleibt dann für 1955 noch die Reststrecke vom Kilometerstein 4,7 bis Bad Bramstedt. Der Zustand dieser Strecke hat sich im Laufe des letzten Winters noch erheblich verschlechtert, so dass Kraftfahrer, die von Bad Bramstedt nach Armstedt fahren wollen, den Umweg über Fuhlendorf wählen, da sie dann nur 1,7 km schlechte Wegstrecke (vom km 3 bis km 4,7) in Kauf zu nehmen brauchen.

#schule

Unsere kleine Schule in Armstedt

Wie alle kleinen Gemeinden im ländlichen Raum hatte auch Armstedt seine eigene Schule. In dieser Schule wurden alle Schüler aus unserem Dorf, das heißt der erste bis neunte Jahrgang, von nur einem Lehrer unterrichtet.

Die Schulmeister lassen sich in unserer Chronik sogar bis in das Jahr 1638 zurückverfolgen. Unsere Schule wurde 1967 aufgelöst und die Dörfer- Gemeinschaftsschule Brokstedt gegründet. Diesem Schulverband ist unsere Gemeinde auch heute noch angeschlossen. Jede Jahrgangsstufe wurde und wird in einer oder mehreren Klassen, je nach Schülerzahl, von einer Lehrkraft betreut. In unserer Volksschule war der Lehrer aber gezwungen alle neun Klassen gleichzeitig zu unterrichten. Vor Unterrichtsbeginn war die Schule schon geöffnet, im Winter der Kachelofen angeheizt, und die Schüler konnten ihre Plätze auf den Bänken einnehmen. Als letztes betrat der Schulmeister den Klassenraum, nun standen selbstverständlich alle Schüler zur Begrüßung auf und erst nach Aufforderung durch den Lehrer durften sich die Schüler wieder setzen. Der Unterricht begann, wenn der Lehrer z. B. in den oberen Jahrgängen Geschichte unterrichtete, mussten die anderen Klassen in Stillarbeit rechnen, zeichnen oder schreiben. Ein besonderes Privileg war es für ältere Schüler die jüngeren Jahrgangsstufen zu betreuen, hier zu zog dann die Gruppe mit Stuhl und Fibel in den Vorraum. Zu der Zeit hatten die Kleinen noch Respekt vor den Großen, aber vor allen Dingen hatte jeder Schüler Respekt vor dem Lehrer. Sollte ein Schüler trotzdem mal aus der Reihe tanzen, setzte sich der Lehrer auch mit einem Weidenstock oder einer Backpfeife durch. Und kein Schüler oder auch die Eltern kamen je auf die Idee sich darüber zu beschweren. Es gab zwei Pausen während des Unterrichtes, in denen aber kein Schüler den Schulhof verlassen durfte. Höhepunkte des Schuljahres waren die Bundesjugendspiele, der Wandertag und Kindervogelschließen. Die Dörfer Hardebek, Hasenkrug, und Armstedt führten die Bundesjugendspiele gemeinsam in Hardebek durch, weil diese Gemeinde schon einen Sportplatz besaß. Zum Abschluss dieses Tages gab es immer ein Völkerballturnier. Ein Wandertag war wirklich ein Wandertag und es ging auf Schustersrappen ungefähr 5 Stunden in die Natur. Das Kindervogelschießen hat sich ja in unserer Gemeinde bis heute gehalten und ist jedem Einwohner bestens bekannt. Unter in heutiger Zeit nicht mehr vorstellbaren Schulverhältnissen haben wir aber alle die Möglichkeit gehabt, etwas zu lernen und zu erlernen und viele denken sicherlich gern an ihrer Schulzeit zurück, weil sie schön war.

Es erinnert sich Manfred Lüders.

#weinfest

Ein Weinfest im hohen Norden, undenkbar?

Als ich ein paar Tage in der Pfalz in Urlaub war und miterlebte, wie gemütlich, lustig und unbeschwert die Pfälzer entlang der südlichen Weinstraße ihre Weinfeste feiern, kam mir schnell die Idee so etwas auch bei uns in Armstedt auf die Beine zu stellen.
Ein befreundeter Winzer aus Gleisweiler war bereit zu gegebener Zeit den erforderlichen Rebensaft zu liefern. Die Weinfestidee ging mir fortan nicht mehr aus dem Sinn. Zuhause wurden schnell einige Nachbarn gefunden, die mit mir so eine Art Festausschuss bildeten. Und schon sprudelten die Ideen. Ein ordentlicher Festplatz musste her, Live Musik ausgesucht und für das leibliche Wohl gesorgt werden.

Am 5. Juni 1993 war es dann das 1. Mal so weit:

Weinfest in der Dorfstraße bei Doris auf der Koppel. Der Winzer rückte an und präsentierte sich mit einem schönen Pavillon auf dem Festplatz. Tische, Bänke und Strohballen zum Sitzen kamen prompt aus der Nachbarschaft. (Das war super)

Um 15:00 Uhr stand ein kleiner Flohmarkt für Kinder auf dem Programm. Um 19:00 Uhr wurde gegrillt. Eine Bratwurst im Brötchen wurde „Armstedter“ getauft und war der Renner des Abends.

Bei bestem Sommerwetter ließ die gute Laune und Geselligkeit nicht lange auf sich warten. Mit Wein, Gesang und Oldtime – Jazz feierte Armstedt bis in die frühen Morgenstunden und es wurde einstimmig beschlossen: das war nicht das letzte Weinfest in Armstedt!

Nach 5 Jahren, diesmal im August, konnten wir das 2. Weinfest ankündigen. Leider war Petrus an diesem Wochenende nicht so gnädig mit uns und wir mussten kurzfristig ein Zelt organisieren. Die Pfälzer Freunde rückten dieses Mal mit Verstärkung an. Zum Wein gab es Flammkuchen und Pfälzer Spezialitäten. Das Highlight des 2. Weinfestes war ohne Zweifel das Aufsitz – Rasenmäher-Rennen. Volker Bestmann auf seiner frisierten Maschine wurde 1., Doris Grittmann auf John Deere kam unter den letzten Teilnehmern ins Ziel.

Zur Live-Musik von Peggy & Percy aus Hamburg wurde dann ausgelassen getanzt und mitgesungen. Die Koppel bei Doris ist inzwischen bebaut, aber ich weiß schon wo das nächste Weinfest stattfindet.