Bei den Jägern wird nicht nur geschossen. –
Der Jagdverein Armstedt stellt sich vor.
In einem Sportverein wird Fußball oder Tischtennis gespielt, Turnen, Gymnastik und andere Sportarten werden angeboten, aber was ist ein Jagdverein? Welchen Zweck hat der Verein?
Diese Fragen sollen im Folgenden beantwortet werden.
Damals…
Gejagt wurde auf dem Gebiet des heutigen Armstedts sicher schon immer, dokumentiert wurde dies aber erst mit Beginn des 19. Jahrhunderts. Nachdem der Adel das alleinige Recht auf Jagdausübung verlor, wurde auch in Armstedt die Jagd durch die ansässigen Bauern ausgeübt.
Nach dem zweiten Weltkrieg lag das Jagdrecht für eine kurze Zeit in den Händen der englischen Besatzungsmacht. Mit Entstehung der Bundesrepublik Deutschland, wurde auch das Jagdrecht an die Landbesitzer in Armstedt zurückgegeben. Der Jagdverein Armstedt gründete sich im Jahre 1950.
Mitglieder und Aufgaben des Jagdvereins
Heute setzt sich der Jagdverein aus 9 Mitgliedern zusammen, die zum Teil in Armstedt ortsansässig sind. Desweiteren leben zwei Gastjäger in Bad Bramstedt. Die Altersspanne bei den Mitgliedern reicht vom jüngeren Jäger mit Mitte 30 bis hin zum, mit allen Aspekten der Jagd vertrauten, „Alten Hasen“ von über 80 Jahren.
Der Vereinszweck ist die Ausübung der Jagd durch seine Mitglieder auf dem Gemeindegebiet von Armstedt. Der Gesetzgeber will, dass durch die Jagd ein artenreicher, gesunder in seiner Höhe der Kulturlandschaft angepasster Wildbestand geschaffen bzw. erhalten wird. Das erfordert nicht nur eine Regulierung des Rehwildes und der Raubwildpopulation, sondern auch viele Maßnahmen der Hege und des Schutzes von Wild und Biotop. Dazu einige Beispiele:
Blüh- und Wildacker
Jährlich neu legen die Mitglieder des Jagdvereins insgesamt fast 3 Hektar an Blüh- und Wildäcker an.
Dabei handelt es sich um verhältnismäßig schmale Ackerstreifen, die mit speziellen Saatmischungen eingesät werden. Von der Blüte im Frühjahr bis zum Absterben der Pflanzen im Winter, dient der Blüh- und Wildacker dem Wild aber auch vielen anderen Säugetieren, Vögeln und Insekten als Nahrungsquelle, Brutplatz und Ruheplatz.
Neuanpflanzungen
Mit Einverständnis der Grundeigentümer hat der Jagdverein Armstedt vor Jahren Randstreifen bzw. Brachflächen mit Laubhölzern und Obstbäumen bepflanzt. Das schaffte Rückzugsraum für das Wild und fördert die Artenvielfalt.
Wildtiererfassung
Der Jagdverein Armstedt arbeitet intensiv am Wildtierkataster des Landes Schleswig-Holstein mit. Wildtiere werden durch Zählung, Kartierung, Bewertung von Bruterfolgen, Altersschätzungen usw. systematisch erfasst. Die so ermittelten Daten dienen der Politik als Grundlage für Entscheidungen im Bereich Jagd, Natur- und Umweltschutz. Seit neuestem gibt es auf Initiative des Jagdvereins aufgrund der konzentrierten Wildunfälle auf der Landesstraße 122 Richtung Bad Bramstedt entsprechende Schilder mit dem Hinweis „Wildwechsel“.
Rehkitzrettung
Im Mai/Juni wurden bis zum Jahr 2022 die zu mähenden Grasflächen durch die Jäger mit ihren Jagdgebrauchshunden nach Rehkitzen abgesucht, um sie vor dem Mähtod zu retten. Das ist angewandter Tierschutz. Seit es die Drohnenrettung für Rehkitze gibt, beauftragen die Landwirte die Vereine, die diese Leistung anbieten. Die Mitglieder dieser Vereine bestehen zumeist aus Jägern der anderen Gemeinden.
Wildwarner
Zur Vermeidung von Wildunfällen auf den beiden Hauptverkehrsstraßen in Armstedt hat der Jagdverein Armstedt blaue Wildwarnreflektoren beschafft und an den Begrenzungspfählen entlang der L122 und K77 angebracht. Wenn es trotzdem zu einem Wildunfall kommt, übernehmen die Jäger die Wildkörperbeseitigung und stellen ggf. eine Unfallbescheinigung aus. Ist das Wildtier verletzt, sucht der Jäger mit seinem Jagdgebrauchshund das Wild nach.
Jagdschutz
Wilderei ist kein Überbleibsel vergangener Zeiten und schon gar nicht romantisch oder ein minder schweres Vergehen. Wilderei kommt in unserer Region relativ häufig vor. Es ist eine gemeine Straftat, bei der das Wild mit Drahtschlingen gefangen oder des Nachts mit Scheinwerfern geblendet und mit Kleinkalibergewehren beschossen wird. Durch Präsenz im Revier schützen die Jäger das Wild vor diesen Straftätern.
Auch im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit ist der Jagdverein Armstedt nicht untätig.
Im Frühjahr soll die Feldmark von Abfällen befreit werden. Dazu ruft der Jagdverein alle Armstedter Bürgerinnen und Bürger zum gemeinsamen Müllsammeln auf. Anschließend können sich alle bei einer Suppe stärken.
Noch viele andere Aufgaben und Pflichten begleiten die Armstedter Jäger im Jahreslauf. Nicht immer angenehme und manchmal auch anstrengende. Aber das macht es auch aus, „das Jäger sein“, die Vielfältigkeit und die Nähe zur Natur.
Ausblick
Bis in die 1970er Jahre war die Zahl von Rebhühnern, Fasanen und Kaninchen so groß, dass die Jagd auf dieses Wild nicht nur verantwortbar war, sondern auch notwendig. Heute werden Fasanenhenne und Rebhuhn in Armstedt nicht mehr bejagt. Die wenigen, nach Flurbereinigung, Schneekatastrophe und Intensivierung der Landwirtschaft verbliebenen Kreaturen, gilt es zu schützen und ihr Überleben zu sichern. Hasen gibt es auch weniger als damals, aber seit einigen Jahren ist die Anzahl stabil. Der Hase hat sich wohl an die veränderten Lebensbedingungen angepasst. Es gibt aber auch Wildarten, die von den heutigen Verhältnissen profitieren. Der Rehwildbestand ist gewachsen. Das Schwarzwild (Wildschweine) „besucht“ auch Armstedt hin und wieder und „Neubürger“ wie Marderhund, Nutria und Waschbär sind in unserem Revier angekommen und erhöhen den Druck auf Bodenbrüter und Nutzwild. Der Nutria gefährdet die Sicherheit an Grabenrändern und Bachläufen durch seine Baue und ernährt sich von meist seltenen Pflanzen in Feuchtgebieten. So wird es auch in Zukunft Aufgabe der Jagd sein, für gesundes Wild und Artenvielfalt zu sorgen. Die Jäger in Armstedt freuen sich darauf.
Waidmannsheil
Das ist des Jägers Ehrenschild,
Daß er beschützt und hegt sein Wild,
Waidmännisch jagt, wie sich’s gehört,
Den Schöpfer im Geschöpfe ehrt!
Das Kriegsgeschoß der Haß regiert, –
Die Lieb’ zum Wild den Stutzen führt:
Drum denk’ bei Deinem täglich Brot
Ob auch Dein Wild nicht leidet Noth?
Behüt’s vor Mensch und Thier zumal!
Verkürze ihm die Todesqual!
Sei außen rauh, doch innen mild, –
Dann bleibet blank Dein Ehrenschild!
(Oskar von Riesenthal, 1830 – 1898)

